Etappe 7, von Tiers nach Ziano.
Wir quälten uns aus den Betten und begaben uns an das Frühstückbuffet. Noch bevor ich meinen Kaffee ausgetrunken hatte, wurde mir ein nagelneuer Schlauch an den Frühstückstisch geliefert. Guter Hoteljunge!

Wir machten uns also fertig, packten die Sachen und gingen in die Fahrradgarage, wo ich den verknoteten Schlauch aus dem Laufrad pulte und den neuen einsetzte. Komisches Ventil...eine Mischung aus einen Auto- und einem französischen....aber passt.
Unmotiviert starteten wir beide die 7.Etappe und es ging auch gleich bergauf zum Karerpass. Der Aufstieg war ziemlich unspektakulär, alles auf Asphalt und das wohl sehr schöne "Rosengarten"-Gebirge war in Wolken gehüllt. Gab also auch nichts zu sehen.
Oben angekommen brauchte ich erstmal eine Pause und wir kehrten auf einen Kaffee und einen Apfelstrudel in den erstbesten Biergarten ein. Meine Bremse fiepte während des Aufstieges und ich wollte kurz noch den Bremssattel vor der Abfahrt nachstellen, aber wo war mein Minitool?
Na super, keinen Ersatzschlauch mehr, keine Flicken, kein Werkzeug, 35Speichen am HR. Beste Voraussetzungen für eine Transalp. Ich brauchte also Ersatz.
Moena ist ein größerer Ort, der hoffentlich so etwas ähnliches wie ein Radgeschäft hat und liegt unten im Tal, wir mussten nur die Schotterabfahrt heil überstehen. Nach dem gestrigen Abend hatte ich aber während der Abfahrt ein sehr ungutes Gefühl, nach jeder Erschütterung dachte ich, ein zischen zu hören.
Aber wir sind dann doch noch heil unten angekommen und waren noch garnicht richtig im Ort, da zeigte sich auch schon ein kleiner Radladen (zumindest war eine Standpumpe im Schaufenster) am Wegesrand. Mittagspause. Doch nach 15Minuten warten fuhr der Inhaber pünktlich mit seinem E-Bike vor und öffnete mir die Pforten in seinen Laden. Irgendwie ein wildes Sammelsurium an Radteilen und Zubhör. So stelle ich mir Johann's Radzimmer vor.
Wir hatten oben am Pass Südtirol verlassen und sind nun im Trentino. Nur, was mir nicht so bewusst war, es spricht nun keiner mehr deutsch. Geschweige denn englisch. Man fährt einmal über einen Berg und eine gute Verständigung ist Geschichte.
Sofort fand ich aber eine Packung TipTop-Flickzeug in seinem Regal. Nur bei meiner Frage nach einem "Minitool" guckte er mich dementsprechend fragend an. Lustiger Typ irgendwie. Er war klein, kleiner als ich, sah aus wie ein Waldschrat, wildes ungepflegtes Haar und Vollbart und machte ständig Geräusche. Besonders wenn er etwas suchte. Das hörte sich ungefähr so an "Njä njä njä njä njä". Wie ein Meerschweinchen, dachte ich.

Ich wanderte durch seinen Laden und holte einen Inbus aus seinem Werkzeugkasten, zeigte es ihm und versuchte es mit "piccolo". Njä njä njä...ah, jetzt verstand er. Nein, er schüttelte mit dem Kopf, sowas habe er nicht. Aber es solle noch einen weiteren Radladen im Ort geben und er beschrieb mir den Weg dorthin. Aber auch nach 3maligen Fragen in unterschiedlichen Geschäften fanden wir ihn nicht. Hmm.. Mist. In einem Sportgeschäft fragte ich dann noch einmal nach und seine Beschreibung führte mich zu einem weiteren Sportladen. Dort waren leider auch keine Fahrradteile zu entdecken und ich fragte die Verkäuferin. Radladen, ich machte Radfahrgesten. Ah, sie wusste sofort bescheid. Den Gang runter und die Treppen rauf. Ich stieg also die Treppen hoch und stand vor dem Laden.....vor dem Laden des Meerschweinchens. -NJÄ!-
Noch einmal zeigte mir der Nager den Weg zum dem anderen "Radladen" -njä njä njä- und ging mit mir die halbe Straße runter. Ich war mittlerweile schon skeptisch und sagte, dass ich gerne das Flickzeug trotzdem kaufen möchte. Wie schon bei meinem ersten Besuch hatte ich auch jetzt das Gefühl, dass er es irgendwie nicht hergeben mag. Er sagte mir in sehr gebrochenem deutsch, wenn es in dem anderen Laden kein Flickzeug gäbe, solle ich wieder kommen. Hä? Okeehh, nagut....
Wir machten uns also wieder auf den Weg und da war er dann auch, der andere Laden. Nur, das war kein Radladen, sondern ein Werkzeuggeschäft. Achsoo.. Trotzdem bekam ich dort, wiederrum nach Ende der Mittagspause, mein Flickzeug, sogar billiger, und fand auch ein kleines Inbusset als Ersatz für mein Minitool. Nur auf einen Kettennieter musste ich von nun an verzichten. *aufholzklopf*
Nach dieser ganzen Aufregung war die Motivation auf eine längere Etappe nun vollends verschwunden und wir folgten dem Track nur noch bis zum letzten Ort vor der nächsten Steigung, suchten uns dort ein schönes Hotel und verbrachten die Zeit bis zum Abendessen in dem schönen Hotelpool.

Tourendaten:
von Tiers nach Ziano, 49km, 850hm, minimale Höhe 917m, maximale Höhe 1770m, Temp-Schnitt 27°C
Start: 11:30Uhr, Ziel: 17:20Uhr

Karsten