Mönsch Carsten, schon wieder Urlaub?
Dann mal viel Spaß auf Eurer Tour, ob es anschließend auch wieder was für unsere Bettgeh-Zeit gibt?
Ich habe jetzt hier die Bilder unserer 6. Etappe für Euch.
Tourendaten:
von St. Ulrich nach Tiers, 44km, 2230hm davon 740hm Seilbahn, minimale Höhe 894m, maximale Höhe 2551hm, Temp-Schnitt 24°C
Start: 11:00Uhr, Ziel 23:00Uhr
Nochmal in Worten. Ziel: Dreiundzwanzig Uhr!!!
Wir starteten bei bestem Wetter von unserer Pension in St.Ulrich, haben uns im Supermarkt noch etwas Verpflegung besorgt und zogen uns anschließend 2 Tickets für die Seilbahn. Marnie hatte mich dazu überredet. Nicht nur, dass wir sie benutzen, ich sollte sie dabei auch begleiten.

Ob das für den weiteren Tagesverlauf dieser Tour nun Glück im Unglück war und uns vor schlimmeren bewahrte, oder ob wir ohne Seilbahn garnicht erst in die Bredouille gekommen wären...wer weiß.
Naja, oben angekommen folgten wir auf Schotterpisten und ein paar Trails dem Track auf dem GPS, immer entlang der vielen grünen Wiesen und immer mit einem herrlichen Panoramablick.
Sehr bald ging es auch wieder bergauf, dann wurde es steil, anschließend extrem. Dann kam die Wand. Die bereits erwähnte Wand zur Tierser Alp hinauf. Komplett versehen mit besten Noppenbeton-Platten, damit das Fahren auch richtig Spaß macht.
Nach einer Stärkung folgten wir einem Super-Trail am Hang entlang zu einer anstrengenden Schiebe- und Tragepassage, die uns auf die Schlern-Hochfläche führte. So gegen 19 Uhr waren wir am Schlernhaus angekommen, am anderen Ende dieser Hochebene. Wir überlegten noch, zu bleiben und nach einem Zimmer zu fragen. Nachdem uns aber ein ortsansässiger Exil-Hannoveraner versicherte, den Abstieg zu Fuß schon in 1,5h geschafft zu haben, entschlossen wir uns, den Rest nach Tiers auch noch zu machen. Ich rechnete auch mit 1,5h.
Das war ein Fehler.
Der eigentliche Weg, der Knüppelsteig alias Prügelweg war gesperrt. Das wusste ich. Es gab auch eine Umleitung, der alte Wanderpfad. An der Wegteilung fragte ich an einer Hütte, ob wir nicht trotzdem den gesperrten Weg nehmen könnten. Sie rieten mir ab und ich wagte es nicht, die Sperrung zu ignorieren. Die Umleitung sollte auch ganz einfach sein, im Prinzip derselbe Weg, immer am Hang entlang und nur bergab. Nuuur bergab, die gaaanze Zeit. Jaja, das kennen wir ja, "alles fahrbar, nur Asphalt", oder wie war das?

Es geht rauf und runter, rauf und runter, schieben, fahren, schieben, fahren...ächz.
Es wurde später und später, aber irgendwann spukte uns der Trail aus und Ihr glaubt garnicht wie froh ich war, eine normale Schotterstraße zu sehen. Die Sonne verschwand mittlerweile am Horizont, aber nun wars ja nicht mehr weit. Wir rollten zügig den Rest des Berges runter, hier und da mal ne Pfütze ausweichend und ich dachte schon über unsere Unterkunft nach. Wieder eine Pfütze, ich weiche rechts in den Hang hinein aus, auf einmal...pffffffffff......
Och nööö... jetzt auch noch nen Platten. Schnell das Loch nach unten gedreht, aber nix passiert. Wo bleibt die Milch. Mist! Ok, Schlauch. Mist! Den letzten haben wir vergessen zu Flicken. Das war auch noch Durchschlag, also 2 Schlitze. Schnell 2 Flicken drauf, in den Mantel gedrückt, gepumpt. Los. Keine 100m weiter wieder: pfffffff.....Schei****
Schlauch raus, voll schmierig von der Restmilch, nachgeguckt, Schei**, der Flicken hat sich gelöst! Hektische versuche, den Schlauch mit dem im Hotel geklauten Toilettenpapier zu säubern und den Flicken festzubekommen. Zwischendurch rollt der offene Rucksack den Hang hinunter! Ich dreh duääch! Aaaahhh! Marnie springt hinterher und sammelt alles wieder ein.
Keine Chance, die Flicken halten nicht. Die Galvanisierung wird von der Milch regelrecht aufgelöst. Das Navi zeigt noch 4,5km, es wird dunkel und ich war mittlerweile echt verzweifelt und wusste nicht mehr, was ich noch machen sollte. Ok, nützt nix. Laufen.
Im Stechschritt haste ich den Berg hinab, Marnie auf dem Rad vorweg. Mittlerweile ist es stockdunkel, ich sehe nicht mehr, wo ich hintrete. Plötzlich taucht Licht auf, viel Licht an einem Haus. Das könnte ein Gasthof sein. Yeah! 5Minuten später stand ich in der Gaststube und fragte nach einem Zimmer. "Wir haben hier keine Betten."

Als ich Ihr von meiner Panne erzählte, schickte die Wirtin ihren Sohn in die Garage um mir einen Schlauch zu holen. Ich hoffe, dass er einen findet und das er ein richtiges Ventil hat. Yeah! Probepumpen...Pffff...Nee, nä!

Auch dieser Schlauch hatte schonmal einen Durchschlag erlebt.
Na gut, ich habe Licht. Ich habe noch einen letzten Flicken, den großen länglichen, und jetzt haben wir auch Zeit, es ist eh dunkel. Ich flicke also in Ruhe diesen Schlauch, lasse die Galvanisierung lange genug trocknen und mache alles wieder startklar. Jetzt kanns wieder losgehen! Wir sind nun auf die Asphaltstraße ausgewichen um möglichst einfach und schnell nach Tiers zu kommen. Es war wirklich STOCKDUNKEL und man sah nichts, deswegen zückte ich mein Handy, schaltete die Taschenlampenfunktion ein und erleuchtete uns so den Weg. Das klappte auch ganz gut. Ca. 10Minuten vielleicht.
Pffffff.....Ich brech ins Essen! Pumpen, schnell weiterfahren, 1,5km, pumpen, weiterfahren, 1km, pumpen, weiterfahren, 500m, pumpen, weiterfahren, 100m, pumpen, nix. F*ck!!!
Da wir die Strasse genommen hatten, hat sich auch die Reststrecke nach Tiers wieder geändert. WIr standen wieder bei 3,5km und es war ca. halb 11Uhr. Da fiel mir was ein, der Trick mit dem Knoten! Ich glaube, Thies hatte mal sowas erzählt. Ein Versuch war es Wert, ich hatte ja nix zu verlieren. Ich fragte mich nur langsam, ob wir in Tiers überhaupt noch irgendein Zimmer kriegen, oder ob schon alle Lichter aus sind...
Also los, Schlauch raus, dicken Knoten rein, festgezogen wie ein blöder, mit Marnie zusammen den nun echt kleinen Schlauch auf die Felge zu kriegen, passt, spannt

, Mantel drauf, pumpen, hält! Es HÄLT! Ich glaubs nicht!

Aufs Rad geschwungen, Handylampe an und los! Es rollte und rollte und es gab nicht mal eine Unwucht.
Um 23Uhr erreichten wir Tiers, bekamen eine Absage vom ersten Hotel, wurden aber an ein weiteres Hotel, sogar mit Sonderpreis, weitervermittelt und bekamen unser Zimmer. Eeeendlich!
Wir brachten unsere Sachen aufs Zimmer, ließen uns von dem jungen Hotelier noch 2 grooooße Bier ausschenken und er machte uns sogar noch eine leckere Brotzeit.
Dann ging es endlich ins Bett. Marnie erzählte mir noch, dass Sie sich oben am Berg schon damit abgefunden hatte, alle Klamotten anzuziehen die wir bei uns haben und sich in den Wald zu legen. Den selben Gedanken hatte ich auch.
Klick aufs Bild!
Karsten