13.05.07 2. Lauf Jeantex-Nordcup Husum

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13.05.07 2. Lauf Jeantex-Nordcup Husum

Beitragvon Jens » Mo 14. Mai 2007, 23:24

Nach dem ich am Anfang es Jahres bei den Randonneuren vorbei geschaut hatte, verschlug es mich nun wieder in bekanntes Fahrwasser. Ich lief am 13.05. in Husum zum Nordcup „Nordsee-Radmarathon alias 2. Lauf Jeantex Nordcup“ auf (so heißt die Veranstaltung mittlerweile).

Klar habe ich im Vorfeld nicht die Finger vom Rad lassen können und munter, wie es so meine Art ist, ein paar Teile gewechselt. Über Sinn und Unsinn lässt sich freilich streiten, aber letztlich ist es doch müßig, über eine Passion zu feilschen. Da mir die Stelvio Plus für einen Rennradreifen mittlerweile doch etwas zu viel wiegen und ich mit meinen Ultremos auch noch nicht wirklich warm geworden bin, habe ich mal ein paar Michelin Pro 2 Race aufgezogen. Ein wirklich schöner Reifen, den es leider nicht in schlichtem Schwarz gibt. Meine sind gelb und rollen wie die Hölle. Nach dem Marathon hatten sie allerdings einen kleinen Schnitt, aber es ist auch eine derbe Schotterpassage in der Strecke gewesen. Für den nächsten J-NC sind die Reifen auf alle Fälle gesetzt. Des weiteren war ich der Meinung, a. gestreckter sitzen zu wollen und b. eine etwas trägere Lenkung haben zu müssen. Zu beidem verhalf mir ein Ritchey-Vorbau der unteren Liga, gruselig aber sau steif. Statt 2 Riesen-Trinkflaschen wählte ich zwei kleine, was locker reichte und auch ein bisschen Gewicht sparte. Zu guter letzt habe ich mal einen anderen Sattel als den SLR XP gefahren, um zu sehen was noch so geht und war angenehm überrascht.

Am Start war ich folglich gut gerüstet. Mit dabei war Jens K. und Thomas L. aus Lübeck. In ruhigem Tempo ohne blöde Zuckungen sollte es kontrolliert gleichmäßig über die Strecke gehen. Alles klar? Genau alles klar! Zusammen mit 4 Fahrern aus Wesseln und einigen Anderen bildeten wir eine Gruppe und zockelten von dannen. Es kam wie es kommen musste. Vor uns fuhr niemand und hinter uns war bald niemand mehr zu sehen. Die Zahl der mir unbekannten Fahrer nahm auf gar nicht so wundersame Weise stetig ab und der Tacho zeigte erstaunlich hohe Werte für eine ruhige Sonntagsausfahrt. Verdammt! Wir waren in der ersten Gruppe!

In dieser Gruppe verlief alles geordnet und zügig im Express-Tempo. Die Kilometer verdunsteten förmlich. Leider haben wir Jens K, wie er später sagte, an einer Steigung bei KM 38 verloren. Der Gute hatte auf ein Energiegetränkepulver gesetzt, was ihm nun anständig den Magen verdrehte. Ein Fehler in der Dosierung?
Unsere Verluste wurden an der ersten Kontrolle bei KM 46 in Ostenfeld gezählt. Es waren nicht mehr viele Recken nach und der Tacho behauptete einen 35er Schnitt mitgeschnitten zu haben. Für Thomas und mich war klar, dass wir auf Jens warten würden, denn wir wollten den Marathon schließlich zusammen fahren. Ein Marathon ohne einen Kollegen zu fahren, mit dem man sich verabredet hat, ist letztlich wohl auch reichlich ehrlos!

Ab dieser Kontrolle waren wir sechs Mann. Zu Thomas, Jens K. und mit gesellten sich Calli, Stefan aus Wesseln und ein mir namentlich Unbekannter. Da es bei Thomas und mir recht gut lief, sind wir im folgenden viel Führung gefahren und so relativ zügig zur Kontrolle 2 nach Dreisdorf gelangt. Der Wind war zwar ständig präsent, aber im Vergleich zum Vorjahr bei weitem nicht so störend.

In Dreisdorf verloren wir an der Kontrolle Calli und waren nun zu fünft. Dies machte Führungswechsel doch etwas schwieriger, aber Thomas und ich standen gut im Futter und auch bei Jens und Stefan lief es zunehmend runder. Nur unser Unbekannter verlor reichlich Körner. Gerade als ich in der Führung war knallte es und der Mann lag auf der Straße. Jens konnte sich und sein CR1 noch fangen und verhinderte so Schlimmeres. Zum Glück war dem Unbekannten aber nichts passiert und auch sein Rad war voll funktionstüchtig. Allerdings machte mein CR1, wahrscheinlich aus Mitleid, ein paar knarrende Geräusche auf dem kleinen Kettenblatt. Schon nervig, aber wenn man sowieso mehr auf dem großen Blatt zugange ist, fällt es ja nicht so doll auf. Nach einigen Harken und Schleifen, Kurven und Geraden standen wir erneut in Dreisdorf an der Verpflegung.

Nun wurde in guter alter NC-Tradition eine warme Mahlzeit gereicht. Eigentlich hätte ich darauf versichten wollen, denn warmes und reichliches Essen liegt während eines Marathons meiner Erfahrung nach eher schwer im Magen und versaut einem mindestens die nächsten 20 Kilometer. Ich aß wegen der Geselligkeit und nur wegen dieser ein minimales Stück einer wirklich hervorragenden Lasagne. Nach dem mir noch ein kleines Zeitfenster zur Verrichtung meiner Notdurft gewährt wurde, drängten meine Mitstreiter zur Weiterfahrt.

Nun waren wir wieder zu sechst, denn Jens hatte an der Kontrolle noch einen ihm bekannten Ranndoneur für unsere Sache angeworben. Fast hätte es noch ein Unglück gegeben, als unser Unbekannter bei der Abfahrt in Dreisdorf das Rad von Jens streifte. Ich glaube, der Mann hätte noch ein wenig länger Pause machen sollen. Dieser Streckenabschnitt mit der Kontrolle auf Nordstrand war wohl der schwerste. Allerdings hat man die Gewissheit, dass dieser Marathon auf Nordstrand eigentlich bereits gelaufen ist. Das Problem ist nur, man muss erst einmal nach Nordstrand fahren. Mittlerweile fuhren wir auch die Reste der RTFler auf, die sich auf die 116er oder 150er Strecke gewagt hatten. Allerdings rauschten wir lediglich durch diese Gruppen durch, denn langsam waren wir nicht. Als die Straße auf dem Deich kam, von der ich nicht weiß wie sie wirklich heißt, wurde es spannender. Diese Landstraße liegt halt auf einem Deich, um sie vor ungewollten Wassermassen zu schützen. Einen Schutz vor Wind gibt es nicht, von dem es aber komischer Weise reichlich gibt. Kein Strauch hat sich in diese Ecke von Nordfriesland verirrt, eigentlich schade. Am Ende der Passage waren wir noch fünf. Unser Unbekannter war zurück und außer Sicht gefallen.
Als wir aus dem Wind drehten wurde die Fahrt wieder leichter. Kurz vor Holmersiel, der Zufahrt nach Nordstrand fuhr uns eine Gruppe RTFler auf und erfreute uns mit zum Teil abenteuerlicher Fahrweise. So war ich z.B. gerade in der Führung, als ein kühner Recke an mir vorbei schoss. Ein Angriff? Dachte ich noch, als der Mann gute 5 Meter später wegbrach und uns Marathonfahrer die Führung durchs Holmersiel im nun auffrischendem Wind überließ. Kaum waren wir hinter dem Deich ging der Spaßvogel wieder an die Spitze und auch weitere Personen zeigten ihr Können. Zum Glück hat es nicht gekracht.

An der Verpflegung bei KM 173 war uns Fünfen klar, dass wir diese Vögel loswerden mussten, zumal auch abenteuerliche Unterhaltungen von zahlreichen Heldentaten auf dem Rad aufkamen. Ja, ich vermisse sie schon, die Zeit in der man sich durch eine grüne NC-Nummer am Rücken abheben konnte. Ich wollte die Sache an der Kontrolle einfach aussitzen, ein anderes Mitglied unser Gruppe wollte durch Erschlagen einer Person ein Exempel statuieren und Thomas schwang sich einfach kopfschüttelnd aufs Rad und radelte los. Natürlich nicht ohne uns, denn die ersten beiden Lösungen waren ja genau genommen keine Lösungen.

Herrlich war auch die Streckenteilung kurz nach der Kontrolle. Jetzt waren wir die Helden ganz bestimmt los. Die Strecke führte nun bis Km 191 immer unterhalb des Deiches entlang. Wir bauten ordentlich Speed auf und rauschten dem Ziel entgegen. Fast hätte wir die letzte Kontrolle übersehen. Ein Glas Coke und ein Mund voll Gummibärchen später ging es schon wieder weiter.

Die letzten 20 Kilometer waren vom Gefühl her deutlich kürzer. Zwar habe auch ich ganz schön gelitten als wir mit 42 Sachen über einen Radweg knallten, aber als Husum in Sicht kam passierte es. Ein gelbes Schild blitzte in der Ferne und es war klar, was passieren würde. Ich saß taktisch klug obwohl unbeabsichtigt an dritter oder vierter Stelle in unserer Formation. Gut einhundert Meter vor dem Schild zog ich raus. Thomas und Stefan traten ebenfalls an, aber ich war schon hinter dem Schild. 205 km für einen Sprint??? Gewonnen!!!! So soll es sein. Das Gelächter war groß und als Siegprämie durfte/musste ich durch den Ort führen. Die folgende Bergwertung überließ ich Thomas, der sich vor Stefan durchsetzte. „Ich sei ja auch kein Kannibale“ verkündete ich. Im Stillen war ich froh, überhaupt über die Brücke, welche die Bergwertung war, gekommen zu sein, denn nach dem Sprint war ich ganz schon alle. Die Stimmung war wirklich gut. Nach einem Gruppenfoto und 2 Kaffee im Ziel ging es zurück nach Kiel. Mit dem Rad? Nein mit dem Auto!

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